Animedical: Eine Herzenssache in 3D
Schmerzen, Angst und keine Ahnung wie es weitergeht – Krankenhausbesuche sind von Natur aus kein großes Vergnügen. Der Salzburger Johannes Allesch kann einen wesentlichen Teil dieser Negativreihe lindern: die Verunsicherung. Mittels 3D-Animation werden komplizierte Operationen in Kurzfilmen anschaulich erklärt, auch ohne Kenntnis von Fachchinesisch.
Fantasyfiguren sind nicht sein Ding. “Bei Comics hab ich mich nie so wirklich wohl gefühlt, da war ich auch nicht unbedingt der Talentierteste”, sagt Johannes Allesch. Mit 25 Jahren hat er sein erstes Jahr als Unternehmer hinter sich. Doch seine animierten Kurzfilme dienen nicht der Unterhaltung, sondern der Aufklärung. Die Idee dazu hatte Allesch nach einem Verkehrsunfall in seinem näheren Umfeld. “Da bin ich draufgekommen, dass die herkömmlichen Aufklärungsversuche nicht wirklich greifen”, blickt der Salzburger zurück. Im Anschluss verbrachte er einige Monate in New York, holte sich bei Bio Digital Systems den Feinschliff für medizinische Animation. “Aber das wichtigste war, das System dort kennen zu lernen”, erklärt Allesch. Der Kundenservice einer 3D-Animation werde dort als Mittel gesehen um Patienten an die Klinik zu binden, finanziert wird das über private Spenden. “Bei uns hingegen sind die Krankenhäuser sowieso ausgelastet.”
Einblick in die Blut-Laufbahn
Film-Projekt mit Ratiopharm an Land gezogen
Das ist auch eine der zentralen Erkenntnisse des ersten Unternehmerjahrs. “Ich hab ein wesentlich besseres Bild bekommen, wie man mit Krankenhäusern zusammenarbeiten muss”, so Allesch. Neben dem LKH Salzburg arbeitet er auch mit der Uniklinik Graz zusammen. Erst kürzlich hat er ein Projekt mit Ratiopharm lanciert, das ihn und seine Filme nun auch in Spitälern von Wien und Krems propagieren soll. Der Vertrieb steht nun im zweiten Jahr auch im Fokus. “Es ist jetzt alles schön vorbereitet, jetzt muss es in die Gänge kommen”, so Allesch. Seine Ziele für das erste Jahr hat er bis auf eines alle umgesetzt. Er hat ein Pilot-Projekt, eine Website und eine Patientenstudie in Auftrag gegeben. Einzig den avisierten Mitarbeiter gibt es nach wie vor nicht. “Dafür bin ich draufgekommen, wie wertvoll Produktionsnetzwerke sind”, erläutert Allesch. “Als Firma sind wir voll funktionsfähig, ich kann so produzieren wie ich möchte.”
Als stiller Teilhaber und medizinischer Beirat agiert bei Animedical Dr. Thomas Hölzenbein, Leiter der Uniklinik für Gefäßchirurgie an der PMU Salzburg. Investments steht Allesch kritisch gegenüber. “Wir finanzieren uns bisher aus eigenen Einlagen, zum Start hatten wir ja auch noch eine BCCS-Förderung”, sagt Allesch stolz. “Ich halte es für den besseren Weg, wenn man es ohne Investments oder Kredite schafft – auch wenn es damit eventuell ein Jahr länger dauert.” 500 Euro aufwärts kostet die Jahreslizenz für einen bestehenden Film, das ist allerdings auch abhängig vom Kunden. Die Produktionszeit ist jedenfalls nicht zu unterschätzen. Für einen dreiminütigen Film arbeitet Allesch mit vier bis fünf Leuten drei Monate. “Wir müssen sehr, sehr genau arbeiten. Wenn etwas nicht passt, heißt es schnell wieder zurück an den Start.”