“Bei uns kommt man sich behindert vor…”
Gerald Bäck ist einer der seasoned entrepreneurs der österreichischen Startupszene. Mit 40 Jahren hat er bereits zwei Unternehmen (public.webwatch & mediadoc) bis zum erfolgreichen Exit geführt – aktuell steht der Entwickler mit archify am Sprung ins Ausland. Eine Abrechnung.
Was spricht gegen Wien als Hauptquartier?
Gerald Bäck (40): “Es ist nicht zwingend das Personal, aber sehr wohl die Kosten. Im Vergleich zu Berlin und London ist Wien sehr startupfeindlich. Das beginnt schon bei strukturellen Fragen wie z.B. eine GmbH zu gründen. Bei jeder Änderung zahlt man dann noch einmal 1.000 Euro für irgendeinen Notar, dann muss man diese auch noch um 70 Euro in der Wiener Zeitung inserieren. Aber das größte Manko ist: Es gibt kaum Investoren. Es gibt ein paar gute wie den Chris Leeb, aber der kann nicht alles stemmen. Es gibt einen halben VC mit einer sehr geringen Kapitaldecke.”
Ihr wart zuletzt mit archify auf dem Startupbootcamp in Kopenhagen. Ist es dort besser?
Bäck: “Kopenhagen ist ja jetzt auch nicht die Startup-City schlechthin. Aber dort kommt kaum einer auf die Idee nach London oder Berlin zu gehen. Vor allem weil es eine Investment-Szene gibt, wo Business Angels oder kleine Fonds den Startups einmal 100.000 oder 200.000 Euro geben, dass sie was machen können. Zusätzlich gibt es noch größere Fonds, die dann später einsteigen könnten. In Österreich kommt man sich eher nur behindert vor, als gefördert. Jeder der ein größeres Funding außerhalb von i5invest kriegt, geht weg.”
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Startup-Szene in den letzten Jahren?
Bäck: “Es ist schon was weitergegangen. Das ist großteils der Verdienst von Soup und Garmz oder Lookk, die da ein bissl Pioniere waren. Es gibt jetzt eine größere Anzahl von unabhängigen Startups, das hat sich in den letzten zwei Jahren entwickelt. Blossom, Efficientcloud und Soup haben alle ein Seed-Investment bekommen. Auch die Treffen im Metalab funktionieren ganz gut. Das ist so eine Art Startup-Selbsthilfe-Gruppe, ein sehr gut meinendes Biotop, das immer ein bissl unterschätzt wird.”