“Der Luxus, den ich mir gönne…”
Mit 27 Jahren hat man’s nicht leicht mit Benchmarks. Manche haben ein Haus gebaut, Kinder gezeugt und wiederum andere haben mit Facebook eines der mächstigen Netzwerke der Welt geschaffen. Markus Pichler ist ebenfalls im Jahr 1984 geboren – und hat seine Firma dailydeal im Oktober letzten Jahres an Google verkauft. Bei inventures.eu lässt der Oberösterreicher den 110-Mio.-Dollar-Deal noch einmal Revue passieren.
Wien. Freitag, der 16. September 2011 – die Unterschrift ist trocken. Markus Pichler hat soeben den ersten Millionendeal seines Lebens realisiert. Mit DailyDeal hat der Oberösterreicher mit einem “supersmarten Team” innerhalb von eineinhalb Jahren das größte österreichische Couponing-Portal hochgezogen. “Das erste was ich gemacht hab, war meine Eltern und meinen Bruder anzurufen”, erinnert sich der 27-Jährige. “Meine Eltern leben in Peking, ich habe das dann meinem Papa per Skype geschrieben. Es war ein total entspanntes Gefühl, eine Bestätigung.” Am darauffolgenden Montag ging die Meldung an die Öffentlichkeit. 110 Millionen Dollar war der Kaufpreis laut Googles Bilanz, ein Bruchteil davon ging an Pichler.
Nichts war mehr wie vorher. “Natürlich habe ich diverse Autohäuser besucht, auch bei Immobilien geschaut”, sagt Pichler heute. “Aber dann habe ich mir gedacht, besser Füße stillhalten und es ruhig angehen.” Am 31. Oktober verabschiedete er sich aus dem Unternehmen, tauchte für vier Tage nach Ägypten ab, flog später 10 Tage nach Hawaii. “Natürlich kann man sich mehr leisten als zu Studentenzeiten”, sagt Pichler. Gebucht wurde die Reise dennoch über checkfelix, denn “als dailydealer muss man Schnäppchenjäger sein”. So fährt Pichlerheute nicht Ferrari, sondern Fahrrad – oder Taxi. “Das ist der einzige Luxus den ich mir gönne. Und eine Taucheruhr (Omega) hab ich mir gekauft”, so Pichler.
Vier Monate nach dem Start klopften die Samwers an
Aufbauen || Umsetzen – steht am Ende seiner Signatur. “Am Anfang waren wir acht Leute in einem 25 qm Büro in einer alten Lederfabrik, ohne Fenster”, erinnert sich Pichler an den Start im Februar 2010. “Es war viel Trial and Error, aber wir hatten ein supersmartes Team.” Der erste Deal in Österreich wurde 127 Mal abgerufen. “Da hätten wir nicht damit gerechnet, dass es so groß wird”, sagt Pichler. Nach vier Monaten bekam er von den Samwers, dem stärksten Mitbewerber Groupon, ein unmoralisches Angebot. “Die haben mir Unsummen für einen Wechsel zu Groupon geboten”, so Pichler. “Aber ich hab gesagt: Sorry guys, no way. Ein gutes Gefühl.” Dailydeal wuchs konstant, hielt Groupon im Windschatten. Zwei Finanzierungsrunden (Insight Partners, Mangrove Capital) und eine Übernahme (Reduti) später konnte Google nicht mehr zusehen – und schlug zu. Seitdem tritt Pichler mit seiner Firma Alps Venture auch als Investor auf und hat nach einer kurzen Verschnaufpause schon ein neues Projekt (meinkauf.at) am Start.