Roofnode: Internet für kleine Nester
Schnelles Internet ist selbstverständlich. 100 Mbit/s ist der neue Standard, nicht jedoch in ländlichen Gegenden. Der Burgenländer Franz Böhm hat dafür eine Lösung: Netz-Sharing in der Gemeinde, (fast) unabhängig von Großkonzernen.
Unterrabnitz ist ein kleines Nest im Burgenland – gerade einmal 659 Einwohner leben hier in den Ausläufern der Buckligen Welt. Einer von ihnen ist Franz Böhm (28), HTL-Abbrecher und Internet-Fan. 2006 war ADSL mit 8 Mbit/s bereits das höchste der Gefühle in jener Gegend. Das kann’s doch nicht sein, dachte sich Böhm und tüftelte an einer Lösung. Richtfunk ist zu kompliziert, funktioniert nicht schnell genug. Doch was, wenn jeder Empfänger auch gleichzeitig ein Sender wäre? Die Lösung: Roofnode. In seiner Garage bastelte der Burgenländer einen Prototypen, 60 cm hoch und 25 cm im Durchmesser. Darin enthalten sind drei Antennen, jeweils in unterschiedliche Richtungen ausgerichtet. Das Prinzip: Crowd-Surfing. Am Dach montiert, gibt jede Roofnode das Signal zum nächsten weiter – bis zu einem Abstand von zwei Kilometern bleibt die Signalqualität erhalten. Vor fünf Jahren startete Böhm einen Feldversuch, überzeugte 22 Bewohner seines Orts von seinem Projekt. “Im Großen und Ganzen gab es positives Feedback, die Leute haben auch über die Roofnodes fern geschaut”, sagt Böhm heute.
Gemeinden können die Benützungsgebühr selbst festlegen
Also entwickelte der 28-Jährige ein Geschäftsmodell. Herr Bürgermeister, übernehmen Sie! Kleine Gemeinden können sich ihr Internet selbst organisieren, unabhängig von Großkonzernen. Der Anreiz, möglicherweise aber auch die größte Hürde: Die Gemeinde wird zugleich unternehmerisch tätig. Funktioniert so: von einem zentralen Punkt in der Gemeinde muss zunächst die nächste Glasfaserschnittstelle ermittelt werden. “Im Burgenland liegt diese im Schnitt 2,3 km entfernt”, sagt Böhm. Nachdem die Kabel dorthin verlegt wurden, können die ersten Roofnodes montiert werden. 250-300 Euro kostet eine solche Dachantenne in der Fertigung, in drei bis vier Jahren sollen die Kosten mit entsprechender Stückzahl abnehmen. Die Gemeinde kann die Benützungsgebühr selbst festlegen, sieben Euro sind allerdings fix für Böhm und seine zwei Partner reserviert. Damit soll die (Fern-)Wartung gewährleistet werden.
500.000 Euro Kapitalbedarf für die nächsten Schritte
2013 will Böhm den nächsten, größeren Testbetrieb starten. Dafür wird in der Garage mit Fräs- und Vakuum-Tiefziehmaschine an einem Vorserienprodukt getüftelt, 200 Kunden soll die nächste Demo-Village aufweisen. Zielmarkt dafür sind Industrieländer wie Deutschland und USA. Voraussetzung dafür: ein Investment von einer halben Million Euro. “Wir suchen nach Business Angels, haben auch in USA schon erste Kontakte zu Investoren geknüpft”, sagt Böhm. Derzeit holt er in einer Abendschule den HTL-Abschluss für Informatik nach, 2014 will er dann voll durchstarten.