Runtastic läuft nun zur Hardware über
Am Anfang stand eine App, zwei-einhalb Jahre später vertreibt das oberösterreichische Startup Runtastic nun erstmals auch offline seine eigene Produktlinie. Mit-Gründer Florian Gschwandtner will nicht nur deshalb auch die USA erobern.
Als Runtastic im Oktober 2009 ins Laufen kam, war die österreichische Startup-Szene noch weitgehend im Tiefschlaf. Über zwei Jahre später zählt das oberösterreichische Unternehmen zu den heimischen Vorzeige-Unternehmen. Bis zu 150.000 Fitness-Begeisterte nutzen runtastic mittlerweile pro Tag, ihre mobilen Apps wurden bereits vier Millionen Mal heruntergeladen. “Wir sind seit Sommer auch profitabel, haben unser Geschäftsmodell breit aufgestellt”, erklärt Gründer Florian Gschwandtner stolz. Neben den Freemium-Modellen für App und Mitgliedschaft verdient Runtastic nämlich auch Geld mit E-Commerce, Werbung am Portal und am Endgerät sowie künftig auch mit eigener Hardware. “Wir bringen die Marke runtastic auch in die Offline-Welt, werden zum Beispiel eine eigene Pulsuhr anbieten. Ein Quantensprung!”, ist sich der 28-Jährige sicher. Schon jetzt betreibt runtastic einen Hardware-Shop gemeinsam mit einem Partner, künftig werden gewisse Produkte durch das eigene Portfolio ersetzt. “Das verkaufen wir dann natürlich priorisiert”, so Gschwandtner.[[{“type”:”media”,”view_mode”:”media_preview”,”fid”:”43″,”attributes”:{“alt”:””,”class”:”media-image”,”height”:”240″,”style”:”margin-top: 5px; margin-bottom: 5px; float: right;”,”typeof”:”foaf:Image”,”width”:”240″}}]]
Think big – 2012 will runtastic in den USA auflaufen
Der umtriebige Oberösterreicher will 2012 auch den Sprung über den großen Teich wagen. Knapp über 10 Prozent der 1,25 Millionen registrierten Nutzer kommt derzeit aus den USA. “Wir wollen das jetzt aktiv angehen, allerdings ist es für ein junges Unternehmen auch eine gewisse Hürde. Das muss man sich finanziell überlegen”, erklärt Gschwandtner. Das betrifft vor allem den Aufwand für einen Mitarbeiter vor Ort, die Flüge usw. aber auch die Preis-Strategie des Unternehmens. “In den USA ist das Preislevel ein bisschen niedriger, dafür erreicht man eine große Masse”, so Gschwandtner. “Wir überlegen deshalb für die USA einen anderen Preis anzubieten – die Challenge ist das richtige Preisgefüge für den richtigen Markt zu finden.” Generell rät Gschwandtner nicht zu klein zu denken: “Wir haben am Anfang an Österreich und Deutschland gedacht, dann aber sehr schnell gesehen, dass wir mit den großen Playern im Silicon Valley mithalten können, teilweise sogar besser sind.”
Messen als Ideenspender
Im Konkurrenzkampf gegen Runkeeper und Nike+ setzt Gschwandtner auf “Qualität und Mehrwert”. Der Unterschied: Runtastic sei auf allen Plattformen erhältlich und verfügt zudem über eine Live-Tracking-Funktion. “Man kann vom PC aus zuschauen und einem virtuell in den Arsch treten. Das ist einzigartig”, schmunzelt Gschwandtner. Mittelfristig wolle man diese Technik auch Firmen anbieten, etwa zum Zwecke der Mitarbeitermotivation. Doch das ist noch Zukunftsmusik, vorerst gilt es die Marke weiter zu stärken und zu verbreiten. Zu diesem Zweck wird Runtastic im Jänner in Las Vegas und in München auf der ISPO mit eigenem Stand vertreten sein, ebenso Ende Februar beim Mobile World Congress in Barcelona. Zuletzt war Gschwandtner in Paris bei Le Web: “Messen sind immer wieder empfehlenswert. Zum einen kriegt man Bestätigung, ich kann über die eigene Firma nachdenken und am Ende des Tages sind immer ein, zwei gute Ideen dabei.”
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Flexibilität, Fokus und Netzwerk – die Zutaten des Erfolgs
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Als vergleichsweise alter Hase in der Szene hat der 28-Jährige auch einige Tipps für Jungunternehmer parat: Flexibilität haben die drei Gründer Rene Giretzlehner, Florian Gschwandtner und Alfred Luger schon beim Start des Projekts unter Beweis gestellt. “Wir haben geglaubt, dass wir das GPS-Tracking mit einem eigenen Chip machen können. Innerhalb von sechs Monaten haben wir aber gesehen, dass der bürokratische Zugang uns das Genick gebrochen hätte”, erinnert sich Gschwandtner. Vernetzen, Fokussieren und ein schneller Markteintritt nennt er als zentrale Erfolgskriterien. “Damals war das noch schwieriger, mit Leuten zu reden. Wir sind einfach gestartet, ohne Investor” so Gschwandtner. Die ersten Business Angels haben dann aber bereits nach wenigen Monaten angeklopft, wurden jedoch abgelehnt. “Wir haben dann gesagt, wir ziehen das selbst durch. Wir wollten keine Anteile hergeben.” Mittlerweile sind vier strategische Angels mit an Bord, allerdings mit “sehr geringen Anteilen”, wie Gschwandtner betont.
Ein zentraler Punkt ist auch das Geschäftsmodell. “Man kann die schönsten Startups der Welt basteln, aber man muss verstehen wie und wo man Geld verdienen kann”, sagt Gschwandtner. Anscheinend hat man das bei runtastic besonders gut verstanden, schließlich zählt das profitable Unternehmen bereits 25 Mitarbeiter. Weitere App-Projekte sind bereits am Start: Neben Software für Schrittzähler, Rad und Ski sollen demnächst Indoor-Fitness-Apps lanciert werden.